Assistenzroboter Lio
Assistenzroboter Lio

Projekt: Assistenzroboter in der Pflege

Die AGAPLESION BETHANIEN DIAKONIE erprobt am Standort AGAPLESION BETHANIEN HAVELGARTEN in Berlin Spandau den Einsatz des Assistenzroboters „Lio“ der schweizerischen Firma F & P Robotics.

Der mobile Assistenzroboter Lio wird seit 8. Juli 2019 im AGAPLESION BETHANIEN HAVELGARTEN in Berlin eingesetzt. Er assistiert in einem Wohnbereich für einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten. Das Ziel von Lio ist es, die Lebensqualität von Seniorinnen und Senioren zu erhöhen.

Dafür unterstützt der Assistenzroboter Bewohner im Alltag, animiert zu Bewegung oder bietet einfach Unterhaltung. Auch das Pflegepersonal soll entlastet werden. Er führt zum Beispiel Abfragen zu den Menüwünschen durch, reicht Getränke an und kann die Bewohner und Bewohnerinnen auf dem Flur erkennen und mit Namen ansprechen. Aktuell haben sich sechs Bewohnerinnen und Bewohner des Spandauer Wohn- und Pflegeheims bereiterklärt, Lio zu testen und von ihm in den kommenden Monaten begleitet zu werden.

In der fortschreitenden Technisierung und Digitalisierung in der Pflege ist Lio eine willkommene Option, von der Bewohnerinnen und Bewohner sowie Mitarbeitende zu gleichen Teilen profitieren können. Wichtig ist: Lio soll nicht ersetzen, sondern vielmehr unterstützen und ergänzen. Daher ist auch der Sinn dieses Projektes; nicht auszureizen was technisch geht, sondern herauszufinden, was bei der Unterstützung der Mitarbeitenden und in der Interaktion mit dem Bewohner die meiste Akzeptanz und den höchsten Nutzen hat.

Vor Projektstart fand ein Ethikworkshop statt. Dort wurde klar definiert: Das persönliche Gespräch und die Pflege sind weiterhin Aufgabe der Mitarbeitenden.

In einem Beitrag von Dr. Heuberger zum Thema Robotik in der Pflege: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit hatten wird die Robotik ja schon einmal eher kritisch beleuchtet. Dabei ging es aber eher um Pflegeroboter.

Was stehen Sie zum Thema Robotik in der Pflege? Wäre eine Assistenz für Sie denkbar? Was halten Sie von dem Projekt bei AGAPLESION?

4 Kommentare

  • Ch. Lanz sagt:

    Dipl. Medizinpädagoge, Diakon, Pflegedirektor
    Die unterstützende Robotik ist heute im Pflegealltag kaum noch wegzudenken. Wir erleben Persoanlmangel, einen extrem hohen Pflegebedarf der bei steigendem Pflegepotenzial nicht mit mehr Personal ausgeglichen werden kann, da keins da ist.
    Hier ist die unterstützende Robotik eine gute Alternative. Zum Beispiel die Rundgänge in der Nacht um zu sehen ob der Patient schläft bzw. ob er Hilfe benötigt. Ein Getränk anreichen und die Trinkmenge dokumentieren (Ein und Ausfuhrkontrolle). Das Angebot von einer Maschiene ein Getränk im Krankenhaus angeboten zu bekommen ist mir lieber wie eine Infussion angehängt zu bekommen.
    Manchmal ist die Anwesenheit für Menschen wichtig und meine Erfahrung hat gezeigt das demenziell erkrankte Menschen mit dieser Technik teilweise sehr gut zurecht kommen, da Provokation nicht existiert, sondern in ruhigem verständlichem Tonfall immer wiedr geantwortet wird.
    Bei Sturzgeschehen können Bilder an den Pflegestützpunkt übermittelt werden, damit ist eine Risikominimierung durch gezielteres Reagieren möglich.
    Wenn ein umfangreiches Netzwerk im Krankenhaus oder Altenheim vorhanden ist, könnte auch bei einem Herzalarm das Notfallequipment von einem Roboter vor das Zimmer gebracht werden und das Personal von schwerer körperlicher Belastung vor dem Einsatz befreien.
    In der Industrie wundert man sich teilweise wie schwierig die Vereinfachung von personalbelastenden Massnahmen im Krankenhaus und Altenheim ist. Aber es gibt viele Möglichkeiten des Einsatzes. Ich versuche derzeit Strukturen für den Einsatz solcer Robotechnik zu implizieren.

    • Claudia Möller sagt:

      Einsatz Roboter
      Hallo Herr Lanz,

      vielen Dank für Ihren Kommentar. Wir glauben auch an verschiedene Einsatzszenarien und haben daher das Projekt gestartet. Allerdings sind die Roboter mit Ihren Fähigkeiten noch längst nicht so weit wie wir Anfangs dachten. Lio hatte z. B. Probleme auf dem Teppich in der Einrichtung zu fahren. Manchmal versteht er auch die älteren Menschen nicht und kann dann nicht adäquat reagieren.

      Es gibt also noch viel zu tun.

  • Einsatz Roboter
    Ich finde den Einsatz von humanoiden Robotern in der Pflege eine exzellente Ergänzung und Optimierung für den kommunikativen Bereich. Vorlesen in der Muttersprache, Fremdsprachen die Pflegekräfte nicht sprechen, Kommunikation in der Muttersprache, gemeinsam singen, Sprachen lernen oder wieder auffrischen, etc. Als Kommunikationspartner auch in der Demenz hervorragend.
    Für Pflege oder/und Leistungen die schnell und koordiniert erbracht werden müssen sind Roboter wohl noch lange nicht einsetzbar. Ein Pflegeroboter der alleine Patienten aus dem Bett hebt braucht a) viel Platz b) viel Zeit und würde den Kostenrahmen sprengen. Als Unterstützung beim Heben, etc. in Verbindung mit menschlicher Unterstützung, da sehe ich Potential. Wobei sich hier schon einiges im Bett messen lässt (z.B. Wiegen) und ein herausheben und umsetzen nicht mehr nötig ist.
    Sollten über Sensorik, etc. Befindlichkeiten (Schmerz, Angst, etc.) messbar sein, dann wir es für Patienten mit Parkinson, Demenz, Gesichtslähmungen tatsächlich eine Hilfe um Befindlichkeiten erkennen und richtig einschätzen zu können.

    • Claudia Möller sagt:

      Einsatzszenarien
      Hallo Frau Müller,

      vielen Dank für Ihren Kommentar. Ich finde Ihre Ansätze gut. Vor allem auch der letzte Ansatz ist noch einmal interessant. Vielleicht könnten wir das sogar auch in unserem Piloten testen. Wobei Lio vermutlich noch keine Gesichtszüge erkennen kann.

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